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Trump: Chancen für Handelsabkommen mit der EU stehen bei 50:50

US-Präsident Donald Trump hat erklärt, dass die Aussichten auf ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union bei „fünfzig zu fünfzig“ stünden. Bei einem Pressestatement vor seinem Abflug aus dem Weißen Haus zu einem Besuch in Schottland äußerte sich Trump zu verschiedenen wirtschafts- und handelspolitischen Themen, darunter die Zukunft der US-EU-Handelsbeziehungen, die Zinspolitik der US-Notenbank sowie die Entwicklung des US-Dollars.

„Die Europäische Union ist sehr daran interessiert, ein Abkommen abzuschließen“, sagte Trump. „Aber sie müssen bereit sein, ihre Zölle zu senken.“

Dollar-Stärke und Inflation: Trumps widersprüchliche Aussagen

Auf eine Journalistenfrage zum Kurs des US-Dollars antwortete Trump, er bevorzuge grundsätzlich eine starke Währung, sehe aber wirtschaftliche Vorteile in einem schwächeren Dollar:

„Ein starker Dollar klingt gut, aber er ist schlecht für unseren Export und den Tourismus. Mit einem schwächeren Dollar verdient man viel mehr Geld.“

Zugleich behauptete Trump, die Inflation in den USA sei „abgeschafft“ worden – eine Einschätzung, die in deutlichem Widerspruch zu aktuellen Daten der US-Zentralbank und des Arbeitsministeriums steht. Dennoch betonte der Präsident erneut, dass andere Länder wie China und Japan gezielt mit schwachen Währungen operierten, um wirtschaftliche Vorteile zu erlangen.

Treffen mit Fed-Chef Powell: Hinweise auf Zinssenkung?

Auch zum Gespräch mit Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve, äußerte sich Trump. Das Treffen sei „sehr gut“ verlaufen, obwohl er das neue Fed-Gebäude als „außer Kontrolle geraten“ bezeichnete.

„Ich habe das so verstanden, dass Powell vorschlagen wird, die Zinsen zu senken“, sagte Trump, ohne Details zu nennen.

Die Federal Reserve hatte zuletzt zurückhaltend auf Forderungen nach Zinssenkungen reagiert und auf die Notwendigkeit einer stabilen Inflationskontrolle verwiesen.

Handelsabkommen in Arbeit – EU, China, Kanada betroffen

Trump bekräftigte, dass man mit der EU an einem umfassenden Handelsabkommen arbeite und sich auch mit China kurz vor einer Einigung befinde. Die Verhandlungen mit Kanada hingegen seien ins Stocken geraten:

„Die Gespräche mit Kanada liefen nicht gut. Wir konzentrieren uns derzeit nicht auf ein Abkommen mit ihnen. Kanada kann Zölle zahlen.“

Im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen kündigte Trump an, in den kommenden Tagen nahezu 200 Schreiben an verschiedene Länder zu verschicken. Diese Schreiben sollen konkrete Zollinformationen enthalten und als Vorstufe zu formellen Handelsvereinbarungen dienen:

„Wenn der Brief verschickt ist, ist die Einigung unter Dach und Fach. Ich halte die Zölle so niedrig wie möglich – ich will den Ländern nicht schaden, auch wenn ich es könnte.“

Trump prognostizierte, dass die meisten Handelsabkommen „bis zum 1. August abgeschlossen“ sein würden.

Reaktion aus Großbritannien

Auch Großbritanniens Premierminister Keir Starmer äußerte sich zu den laufenden Gesprächen mit den USA. Man wolle gemeinsam ein Handelsabkommen erarbeiten, das „beidseitigen Nutzen“ bringe. Der Fokus liege auf einer präzisen, ausgewogenen Ausgestaltung („Feinarbeit“), wie Starmer betonte.


Derzeit bleibt offen, inwieweit Trumps Ankündigungen realpolitisch Bestand haben. Beobachter verweisen auf die Komplexität internationaler Handelsverträge sowie auf die politischen Spannungen innerhalb der G7-Staaten. Insbesondere die Andeutungen über Zollbriefe als Instrument zur Durchsetzung bilateraler Deals sorgten in diplomatischen Kreisen für Irritation – nicht zuletzt, weil formelle Handelsabkommen üblicherweise deutlich aufwändigere Verfahren erfordern.

von Fred Coldson

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